Erstprüfung E-Ladestation – Tipps aus der Praxis

Eine E-Ladestation gehört nach der Installation geprüft, das ist bekannt. Nicht immer läuft diese Erstprüfung aber problemlos ab, es lauern diverse Herausforderungen. Nachfolgend eine Übersicht über häufige Stolpersteine.

Ladestation
Falls das Ladekabel nicht sauber eingesteckt wurde oder verdreckt ist, kann ein Stecker in der Wallbox oder im Fahrzeug stecken bleiben.
Quelle: Electrosuisse

Die Elektromobilität hat sich in der Schweiz fest etabliert und ist mittlerweile ein selbstverständlicher Teil des Verkehrsalltags. Im Jahr 2024 waren in der Schweiz bereits über 200 000 Autos mit Elektroantrieb auf den Strassen unterwegs. Diese Anzahl an E-Autos erfordert naturgemäss eine leistungsfähige und zuverlässige Ladeinfrastruktur, die energie- und ressourceneffizient funktioniert – und diese Infrastruktur gilt es nach der Installation fachgerecht zu kontrollieren. Dabei können aber die einen oder anderen Herausforderungen auftreten. Denn selbst mit bestem Fachwissen über die technischen Anlagen, Werkzeug vom neuesten Stand und geeignetem Messequipment läuft nicht immer alles rund.

Handhabung des Messequipments

Ein Wackelkontakt beim Einstecken des Messadapters an der Wallbox kann die Inbetriebnahme schnell vereiteln, eine defekte LED im Adapter könnte ebenso für Verwirrung sorgen. Eine Referenzmessung und regelmässiges Kontrollieren schaffen Klarheit und sind von zentraler Bedeutung.

Wichtig beim Messen: Bei Absicherungen von teils 63 oder gar 80 A für einzelne Bereiche von Ladeinfrastrukturen ist eine Kurzschlussstrommessung mit dem handelsüblichen Installationstester sehr ungenau. Ein Impedanztester bringt Licht ins Dunkle bei Unsicherheit der Messgenauigkeit. Die Auslösung des RCDs, sei dieser in der Wallbox oder vorgeschaltet, kann natürlich nur erfolgen, wenn der Installationstester eine solche Messfunktion besitzt. Die Auslösung mit 6 mA DC des RCD Typ EV kann sich somit bei manch einem Installationstester als Schwierigkeit entpuppen.

Vertiefte Informationen über den genauen Ablauf der Prüfungen gibt es hier:

Messung an Schnellladestationen

Messungen für Mode 4, sprich an Schnellladestationen mit Gleichstrom, sind ohne begleitete Inbetriebnahme mit dem Hersteller manchmal nicht möglich. Zeit und Kosten für eine solche Messung sind einzurechnen und frühzeitig zu planen – dasselbe gilt für periodische Kontrollen.

WLAN- und Mobilfunkabdeckung

In einer Tiefgarage die Wallbox über das Handy in Betrieb zu nehmen, wenn kaum oder gar kein Empfang vorhanden ist, wird schwierig. Im Voraus eine stabile (W)LAN-Infrastruktur oder einen mobilen Hotspot mit Lan-Kabel in der Tiefgarage für die Parametrierung einzurichten, kann hier Abhilfe schaffen.

Hersteller-App und -Plattform

«Mit dem letzten Update sieht die Plattform ganz anders aus.» oder «Mein neues Mobiltelefon hat die Anmeldedaten der Hersteller-App nicht übernommen.» Schon steht man auf der Baustelle und kann nicht weiterarbeiten. Sich auf dem aktuellen Stand zu halten, vermehrt auf eine einheitliche Produktpalette setzen und sein angeeignetes Wissen frisch halten, indem regelmässig Wallboxen installiert werden, helfen dabei, Routine aufzubauen.

UI
Die UI von Hersteller-Apps und -Plattformen kann sich immer wieder ändern. Sich auf dem aktuellen Stand zu halten und vermehrt auf eine einheitliche Produktpalette zu setzen, hilft, Routine aufzubauen.
Quelle: Electrosuisse

Einbindungen und Schnittstellen

Die Ladestation soll in eine Eigenverbrauchsoptimierung, eine Visualisierung, ein Lademanagement oder eine Verrechnungslösung integriert werden. Das kann beim ersten Mal für Fragen sorgen. Eine detaillierte Planung und Einführung der Mitarbeiter vor Ort ist unerlässlich. Das System sollte auch hier nicht stets gewechselt werden, sondern mit den bereits gesammelten Erfahrungen weitergearbeitet werden können. Ganz nach dem Motto: «Übung macht den Meister!»

Freigabe Wallbox

Eine Wallbox schaltet sich nur ein, wenn die dafür erforderlichen Freigaben bestehen. Einerseits der Status des Fahrzeugs oder des Messadapters. Andererseits muss die Freigabe eines Lade-/Lastmanagements, des NFC-Lesegeräts der Wallbox und allenfalls durch das Energiemanagement-System erfolgen. Sollte dies nicht überbrückt oder manuell freigegeben werden können, hilft meist das Unterbrechen der Netzwerkverbindung. Wichtig: Ohne den NFC-Tag wird eine Freigabe schwer, sofern dieser bereits eingelesen ist.

Verriegelung des Steckers

Sobald die Wallbox einen Status «B» erkennt, verriegelt sich der Steckverbinder sowohl in der Wallbox wie auch dem Fahrzeug. Sofern ein Stecker nicht sauber eingesteckt wurde oder das Ladekabel verdreckt ist, kann ein Stecker in der Wallbox oder im Fahrzeug stecken bleiben. Hier kann unter Umständen der Autoschlüssel weiterhelfen. Bei vielen Modellen kann durch schnelles doppeltes Betätigen der Entriegelungstaste die Verriegelung geöffnet werden. Alternativ kann das Neustarten der Wallbox oder ein Auslösen des RCD mit dem Prüfadapter weiterhelfen.

Dokumentation

Die Dokumentation der Erstprüfung gerade bei grösseren Ladeinfrastrukturen kann schnell herausfordernd sein. Unzählige Wallboxen zu prüfen und zu dokumentieren, braucht Zeit. Eine einheitliche Vorlage für die Erstprüfung kann hier massiv Zeit sparen. Eine solche kann auch an die Bedürfnisse des Installationsbetriebs individuell angepasst werden.

Instruktion des Kunden

Die Wallbox ist in Betrieb, und die stetigen Kundentelefone halten einen weiterhin auf Trab? Dann wurde vermutlich keine ausführliche Kundeninstruktion gemacht. Klar, die Zeit ist knapp, die des Installateurs wie auch die der Mieter und Verwaltungen. Wie wäre es mit einem Erklärvideo oder einem Q&A auf der Website des Installationsbetriebs mit den gängigsten Fragen? Einmal die Zeit aufgewendet, spart man bereits ab der ersten Installation Zeit und hinterlässt gleich einen professionellen Eindruck beim Kunden.

Fazit

Die Elektromobilität begleitet den Installateurs-Alltag weiter und kann dank kompetenten Fachkräften täglich voranschreiten. Mit stetigem Wissensdurst und dem Bedürfnis, Neues zu lernen, wird man von Tag zu Tag besser in seinen Aufgaben. Ein Blick zurück lohnt sich allemal, und das Hinterfragen von bestehenden Prozessen bietet grosses Entwicklungspotenzial.