Energie ist ein knappes Gut
Energiesparen ist angesichts drohender Mangellagen nicht mehr nur im Trend, sondern ein Muss. Einer, der über dieses Thema bestens Bescheid weiss, ist Kastriot Alijaj, Verkaufsleiter der Optec AG. Er erläutert im Interview unter anderem, wieso ein optimiertes Energiemanagement so wichtig ist und welche Herausforderungen sich bei der Umsetzung stellen.
Kastriot Alijaj, erklären Sie uns kurz, was macht Optec genau?
Einfach gesagt: Wir optimieren das Energiemanagement von Unternehmen. Ein sicherer, nachhaltiger und effizienter Umgang mit elektrischer Energie ist unser oberstes Ziel. Wir bieten Energiemesstechnik, Klasse-A-Netzqualitätsanalysatoren, diverse Einbaumessgeräte sowie die nötigen Energiedatenmanagement-Systeme und -Software an. Unser Angebot wird ergänzt durch Wartungen und Schulungen. Zusätzlich sind Lösungen im Bereich der elektrischen Sicherheit, Spital- und Medizintechnik sowie Elektromobilität in unserem Portfolio.
Warum ist ein zuverlässiges und optimiertes Energiemanagement wichtig?
In erster Linie geht es hierbei um das Thema Energiesparen. Energie ist ein knappes Gut, Einsparungen helfen sowohl der Allgemeinheit wie auch dem eigenen Portemonnaie. Wer aber Energie einsparen möchte, braucht zuerst einen Überblick über seinen Verbrauch. Das Wo und Wann sind hier die entscheidenden Faktoren. Wo benötige ich wie viel Energie, und zu welcher Zeit. Jede Privatperson und jedes Unternehmen bekommt von seinem Energielieferanten eine Abrechnung. Ich sehe also meinen Gesamtbezug, aber erst mit einem passenden Energiemonitoring sehe ich auch, wo und wann ich die Energie verbrauche. Nur so kann beurteilt werden, was optimiert werden kann – und ob vielleicht auch unnötige Energie verschenkt wird, beispielsweise bei einem nicht nachvollziehbaren Verbrauch über Nacht oder am Wochenende.
Wo liegen die Herausforderungen bei der Umsetzung?
Bei neuen Gebäuden und Anlagen ist das eine relativ simple Sache. Hier können die nötigen Messgeräte von Anfang an miteingeplant und eingebaut werden. Der Grossteil unserer Arbeit spielt sich aber bei bestehender Infrastruktur ab. Zuallererst wird eruiert, wo es sinnvoll ist, Messgeräte einzubauen, um die Hauptverbraucher ausfindig zu machen. Dann stellt sich die Frage, kann die Anlage oder die Produktion gestoppt werden, um die Messgeräte zu platzieren? Alternativ werden Stromwandler platziert, die mit entsprechender Schutzausrüstung auch bei laufendem Betrieb eingesetzt werden können. Dann folgt meistens die erste Überraschung, denn gerade Industriekunden ist vielfach nicht bewusst, wie viel Strom überhaupt für die «normale» Produktion benötigt wird. In Anbetracht von Mangellagen und gegebenenfalls sogar Kontingentierungen sollte ich als Betrieb aber genau wissen, wie viel Energie ich benötige, damit meine Produktion nicht stillsteht. Nach der Analyse der Hauptverbraucher fängt die Arbeit erst an. Nehmen wir als Beispiel an, dass die Produktion rund 40 Prozent des gesamten Energiebezugs ausmacht, wo gehen dann die restlichen 60 Prozent hin? Daher sollte eine solche Energiemessung auch keine einmalige Sache sein.
Wo liegen die Herausforderungen bei der Umsetzung?
Wenn ein Kunde uns beauftragt, eine Messung seines Verbrauchs für einige Wochen zu analysieren, dann machen wir das und werten diese Daten aus. Diese Messung widerspiegelt aber nur eine Momentaufnahme für diesen Zeitraum. Die Ergebnisse können, je nach Jahreszeit oder auch Produktionsauslastung, enorm schwanken. Im Sommer kühle ich zum Beispiel meine Produktionshalle, im Winter wird geheizt und es braucht mehr Licht. Aus diesem Grund ist eine einmalige Bestandsaufnahme für die Energieoptimierung nicht sinnvoll, zumal nach jeder Optimierung, nach jedem Stellschräubchen, welches irgendwo gedreht wurde, wieder eine Messung nötig wäre. Unsere Empfehlung lautet daher ganz klar, eine fixe Messung einzubauen, zumal solche Messgeräte über 20 Jahre halten.
Was geschieht denn nach der Installation der Messgeräte?
Die Auswertung der Daten erfolgt über unsere Gridvis-Software. Diese zeigt grafisch genau auf, wo die Energie verbraucht wird, und ist ein echtes Allroundtalent. Sie alarmiert im Fehlerfall und ermöglicht es, Energieflüsse, Kennzahlen und Netzereignisse nach Zielvorgaben zu bewerten und zu vergleichen. Damit können Unternehmen ihre Energieverbräuche besser verstehen und gezielte Massnahmen zur Steigerung der Effizienz ergreifen. Die Software unterstützt ausserdem die normgerechte Dokumentation und bietet die Möglichkeit, Berichte und Visualisierungen nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Die Analyse und Auswertung liegen vor, das Energieeinsparpotenzial ist bekannt. Nun ist es am Kunden, was er mit diesem Wissen anstellt ...
Genau. Selbstverständlich geben wir unseren Kunden Tipps für eine effizientere Energienutzung. Ob diese umgesetzt werden, ist Sache des Unternehmens. Besonders interessant ist für Grossverbraucher die benötigte Spitzenleistung. Diese beeinflusst die Höhe der Stromkosten massgeblich, unabhängig von der Bezugsmenge. Ein Beispiel: Nach der Auswertung ist ersichtlich, dass jeden Morgen um 8 Uhr ein sehr hoher Stromverbrauch vorhanden ist. Nun stellt sich heraus, dass der erste Mitarbeiter jeweils zu Produktionsbeginn alle Geräte, von den Produktionsanlagen bis hin zur Kaffeemaschine, einschaltet. Zusammen mit unserem Kunden prüfen wir, welche Maschine oder Anlage vielleicht auch erst später benötigt wird, um so die Spitzenlast zu senken. Manchmal reicht es schon aus, einen Kompressor oder Ventilatoren gezielter einzuschalten, um diese Last zu brechen.
Muss der Produktionsmitarbeiter mehr auf dieses Thema sensibilisiert werden?
Vieles geschieht aus reiner Routine. Der Mitarbeiter weiss, ich benötige Anlage X und Maschine Y irgendwann, also wird alles mal hochgefahren. Über die Auswirkungen seiner Handlung ist er sich selten bewusst. Eine Schulung oder zumindest eine vertiefte Information für den Mitarbeiter ist sinnvoll.
Abschlussfrage: Macht ein Energiemanagement immer nur mit einem funktionierenden Lastmanagement Sinn?
Nicht zwangsläufig, das kommt stark auf die Ausgangslage und die Bedürfnisse an. In einem Industriebetrieb beispielsweise wird erst mal ein Monitoring gemacht, bevor wirklich das Lastmanagement zum Zuge kommt. Hier ändern sich die Bedingungen ständig. Nehmen wir an, wir installieren Energiemessgeräte und analysieren die
Hauptverbraucher. Der Kunde sieht, dass er nicht alle Maschinen zur gleichen Zeit hochfahren sollte. Die Situation ändert sich aber, wenn er noch eine PV-Anlage aufs Dach montiert. Er hat also, je nach Wetter, wieder mehr freie Kapazitäten. Hier macht dann ein Lastmanagement definitiv Sinn. Werden dann noch irgendwann Ladestationen für E-Autos installiert, ändert sich die Situation wieder. In kleineren Anlagen, einer Bäckerei oder Gastroküche, ist ein automatisches Lastmanagement aber nicht zwingend nötig, da hier der Gesamtverbrauch sekundär ist. Hier gilt es, Spitzenlasten zu brechen. Es braucht eine Abwägung der Bedürfnisse. Die Pommes frites zum Mittagsmenü müssen zwangsläufig frisch à point am Mittag gemacht werden. Die Brötchen zum Menüsalat könnten aber bereits früher gebacken werden. Ergebnis: Der Backofen war um 11.30 Uhr nicht mehr in Betrieb, dafür wurde dann die Fritteuse aufgeheizt und so die Spitzenlast gebrochen – und das auch ohne automatisches Lastmanagement.
Link: optec.ch