Arbeitsunfälle vermeiden: Häufigste Gefahren und wirksame Prävention

In der Elektrobranche sind Sicherheit und Präzision entscheidende Faktoren im Arbeitsalltag. Elektroinstallateure, Projektleiter und Kontrolleure stehen täglich vor Herausforderungen, die sowohl technisches Know-how als auch eine vorausschauende Planung erfordern. Doch in vielen Betrieben verschärft der Fachkräftemangel die Situation: Zeitdruck, unzureichend eingearbeitete Mitarbeitende und die zunehmende Komplexität moderner Installationen erhöhen das Unfallrisiko – regelmässige Schulungen können hier entscheidend zur Prävention beitragen.

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Quelle: Electrosuisse

Ein Blick auf die Unfallstatistik der Suva zeigt, welche Gefahren besonders häufig zu kostspieligen und folgenschweren Unfällen führen. 41,1 Prozent der laufenden Unfallkosten entstehen durch Ausrutschen, Stolpern oder Abgleiten von Personen – oft unterschätzte Risiken, die durch unsichere Standflächen oder unachtsame Bewegungen entstehen. 22,6 Prozent der Kosten sind auf Abstürze und Stürze aus der Höhe zurückzuführen, ein Problem, das insbesondere auf Baustellen und bei Arbeiten an Elektroinstallationen in grossen Höhen auftritt. Weitere 16,4 Prozent entfallen auf Unfälle durch herabfallende Gegenstände oder Rückschlagwirkungen, die meist durch mangelnde Sicherung oder unvorsichtige Handhabung verursacht werden.

Unfälle sind oftmals das Ergebnis kleiner Fehler, die sich summieren – fehlende Absprache im Team, Routineabläufe, die unbewusst zu Nachlässigkeit führen, oder unvollständige Sicherheitsmassnahmen. Regelmässige Schulungen können hier entscheidend zur Prävention beitragen. Sie vermitteln nicht nur technisches Wissen, sondern stärken auch das Sicherheitsbewusstsein.

Sicht des Installationsteams auf Unfälle

Zahlreiche Unfälle sind nicht auf Unwissenheit zurückzuführen, sondern auf Stress oder falsche Einschätzungen einer Situation. Ein klassisches Beispiel ist die Unterschätzung vom Feststellen der Spannungslosigkeit: Wenn die Spannungszufuhr einer Anlage getrennt wird, darf die nachfolgende Kontrolle der Spannungslosigkeit mit einem geeigneten Messgerät nicht vernachlässigt werden. Die 5+5 lebenswichtigen Regeln sind jederzeit zu beachten. Auch Zeitdruck kann gefährlich sein. Wer unter Stress steht, arbeitet oft unkonzentriert oder verzichtet auf wichtige Sicherheitsvorkehrungen.

Hinzu kommt, dass sich in Teams mit unterschiedlich erfahrenen Fachkräften ein Ungleichgewicht entwickeln kann. Während erfahrene Installateure auf bewährte Routinen setzen, fehlt neuen Mitarbeitenden oft das Wissen, um Risiken frühzeitig zu erkennen. Das bildliche Praxisbeispiel zeigt, was passieren kann, wenn nicht kompatible Sicherungsautomaten miteinander mittels Phasenschiene verbunden werden. Entstanden ist eine gefährliche Situation, bei der während der Inbetriebnahme der Anlage ein Kurzschluss erfolgte (siehe Bild).

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Phasenschiene
Das Praxisbeispiel zeigt, was passieren kann, wenn nicht kompatible Sicherungsautomaten miteinander mittels Phasenschiene verbunden werden. Entstanden ist eine gefährliche Situation, bei der während der Inbetriebnahme der Anlage ein Kurzschluss erfolgte.
Quelle: Himmelberger
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Phasenschiene
Quelle: Himmelberger

Konsequenzen für Betroffene: Von Verletzungen bis zu langfristigen Ausfällen

Ein Kurzschluss, ein Stromschlag oder ein Sturz von der Leiter – Unfälle können schwerwiegende Folgen haben. Neben den gesundheitlichen Auswirkungen für die betroffene Person führt jeder Arbeitsunfall zu Verzögerungen und zusätzlichen Kosten für den Betrieb. Langfristige Arbeitsausfälle sind besonders problematisch, da es ohnehin schwierig ist, qualifiziertes Personal zu finden. Hier zeigt sich die Wichtigkeit von vorbeugenden Massnahmen: Wer in Schulungen investiert, schützt nicht nur seine Mitarbeitenden, sondern auch die Stabilität des Unternehmens.

Praxis statt Theorie: Unfallanalysen und direktes Lernen auf der Baustelle

Damit Schulungen effektiv sind, müssen sie praxisnah gestaltet werden. Reine Theorieeinheiten reichen nicht aus, um das Sicherheitsbewusstsein nachhaltig zu stärken. Viel wirksamer sind reale Fallanalysen: Was war die Ursache eines vergangenen Unfalls? Welche Fehler wurden gemacht, und wie hätten sie vermieden werden können?

Auch Simulationen sind ein wertvolles Instrument. Gefahren müssen greifbar werden, damit sie im Arbeitsalltag automatisch erkannt und vermieden werden. Der Stolperparcours der Suva und Ähnliches gelten als Beispiel.

5+5 lebens­wichtige Regeln

Viele Unfälle sind nicht auf Unwissenheit zurückzuführen, sondern auf Stress oder falsche Einschätzungen einer Situation. Wichtig: Die 5+5 lebenswichtigen Regeln sind jederzeit zu beachten. Ein ausführlicher Artikel über die 5+5 lebenswichtigen Regeln gibt es hier.

Teamwork und Kommunikation als Schlüssel zur Arbeitssicherheit

Eine funktionierende Sicherheitskultur beginnt mit offener Kommunikation. Fehler dürfen nicht tabuisiert, sondern müssen aktiv besprochen werden. In gut eingespielten Teams wird regelmässig über Risiken diskutiert, und erfahrene Fachkräfte geben ihr Wissen an Jüngere weiter.

Hier spielen auch Führungskräfte eine zentrale Rolle. Projektleiter und Geschäftsführer müssen Sicherheit als Priorität vorleben und nicht nur als Pflichtaufgabe betrachten. Wer Mitarbeitenden genügend Zeit für Sicherheitsmassnahmen einräumt und Schulungen nicht als Nebensache ansieht, schafft ein Umfeld, in dem Fehler seltener passieren.

Neue Mitarbeitende sicher und effizient ins Team integrieren

Besonders junge Fachkräfte oder Quereinsteiger benötigen eine gezielte Einarbeitung, um sicher und effizient arbeiten zu können. Doch in vielen Betrieben bleibt für intensive Schulungen kaum Zeit – ein riskantes Versäumnis, denn gerade jüngere Arbeitnehmende sind häufiger von bestimmten Unfallarten betroffen. So entstehen in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen 22 Prozent der Unfälle durch Ausgleiten oder Abrutschen.

Ein gutes Onboarding-Programm ist daher essenziell. Es sollte nicht nur technische Aspekte abdecken, sondern auch den sicheren Umgang mit Werkzeugen und Materialien vermitteln. Werkzeug, welches den Mitarbeitern besser liegt bei der Benutzung, sollte bevorzugt werden, statt einer Standard-Bestellliste.

Wissenstransfer durch erfahrene Elektroinstallateure gezielt nutzen

Ältere, erfahrene Fachkräfte sind eine wertvolle Ressource, wenn es darum geht, Wissen weiterzugeben. Statt ihr Wissen ungenutzt zu lassen, sollten Betriebe gezielt auf Mentorenprogramme setzen. So profitieren jüngere Mitarbeitende von den Erfahrungen langjähriger Installateure und können sich schneller sicher in ihrer Arbeit bewegen.

Auch regelmässige interne Schulungen helfen, das Sicherheitsbewusstsein auf einem hohen Niveau zu halten. Einmal erlernte Standards müssen regelmässig aufgefrischt werden, um Nachlässigkeit zu verhindern.

Schulungen erleichtern den Arbeitsalltag und reduzieren Unfälle

Unfälle sind oft die Folge kleiner, unscheinbarer Fehler – ein vergessener Spannungsprüfer, eine unklare Absprache oder der Verzicht auf persönliche Schutzausrüstung. Regelmässige Schulungen helfen, sich diese Risiken bewusst zu machen und die richtigen Massnahmen automatisch in den Alltag zu integrieren. Der Fachkräftemangel darf nicht dazu führen, dass Sicherheit in den Hintergrund rückt. Im Gegenteil: Gerade jetzt ist es wichtiger denn je, Fachkräfte gut auszubilden und Wissen systematisch weiterzugeben.

Jeder trägt Verantwortung – für sich selbst und das gesamte Team

Sicherheit ist keine reine Vorschriftensache, sondern eine gemeinsame Aufgabe. Ob Elektroinstallateur, Projektleiter oder Geschäftsführer – jeder im Betrieb kann dazu beitragen, Risiken zu minimieren und Unfälle zu verhindern.

Wer aus vergangenen Fehlern lernt und konsequent in Schulungen investiert, sichert nicht nur die Gesundheit der Mitarbeitenden, sondern auch die Zukunft der gesamten Branche.