Patente für Stromnetze – Schweiz belegt Platz 2 in Europa

Europa, Japan und die USA führen bei Patenten für Stromnetze. Die Schweiz ist auf Platz zwei unter den europäischen Ländern im weltweiten Vergleich bei Innovationen im Bereich Stromnetze. Ihr Anteil an den internationalen Patentfamilien (IPF) beträgt 5 Prozent. 

Finger auf Innovations-Touchscreen
In der Gesamtbetrachtung spielen Start-ups, Hochschulen und Forschungseinrichtungen eine wichtige Rolle: Der Anteil von Start-ups mit Patenten in der Netztechnologie liegt bei 37 Prozent.
Quelle: Pixabay, Gerd Altmann

Neue Patente zur Integration von künstlicher Intelligenz in die Stromnetze haben sich in den letzten Jahren versechsfacht, wobei die Vereinigten Staaten und China bei der Entwicklung von KI für intelligente Stromnetze («Smart Grids») führend sind. Dies geht aus einer Studie des Europäischen Patentamts (EPA) und der Internationalen Energieagentur (IEA) hervor.

Die Studie zeigt den sprunghaften Anstieg von Patenten im Bereich Stromnetztechnologien über die letzten beiden Jahrzehnte auf. Fortschritte bei der digitalen Integration sowie die Einführung sauberer Energiequellen haben Innovationen im gesamten Energiesektor vorangetrieben. Verbesserte Softwarelösungen erhöhten die Patentanzahl in den physischen Netzen mit intelligenten Funktionen zwischen 2010 und 2022 im Vergleich zum Vorjahrzehnt um 50 Prozent. Hier stellen Tools zur Vorhersage von Stromangebot und -nachfrage und das Laden von Elektrofahrzeugen die beiden grössten Wachstumsbereiche in dieser Kategorie dar.

Kritische Netzinfrastrukturen: Ermutigendes Wachstum 

«Wie in Mario Draghis jüngstem Bericht hervorgehoben, muss Europa zur Sicherung seiner wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit die Führung bei neuen sauberen Technologien übernehmen und die Energiewende weg von fossilen Brennstoffen beschleunigen», sagt EPA-Präsident António Campinos. «Um die wachsende Stromnachfrage mit fluktuierend verfügbaren Energiequellen auszugleichen, konnten bereits beträchtliche Fortschritte erzielt werden. Das unterstreicht die dringend notwendigen Investitionen in intelligentere, flexiblere Stromnetze. Diese Studie bietet einen Einblick in die Trends bei den Patentanmeldungen und dient als Landkarte für unseren Übergang zu einem neuen Energiesystem.»

«Unzureichend ausgebaute Stromnetze sind ein Hindernis für wirtschaftliche Aktivitäten und den Zugang zu Energie. Sie machen den Einsatz sauberer Energietechnologien kostspieliger und komplexer», sagt der IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol. «Die Studie zeigt, dass die Innovatoren auf den Bedarf an wettbewerbsfähigeren und flexibleren Netztechnologien reagieren. Die Daten weisen ein ermutigendes Wachstum von Neuerungen des Ausbaus und zur Instandhaltung kritischer Netzinfrastrukturen auf. China führt das Wachstum in dem Bereich an und sorgt für mehr Wettbewerbsdruck für andere Regionen. Wir werden die Regierungen weiterhin dabei unterstützen, Innovationen für eine sichere und nachhaltige Energiewende voranzutreiben.»

Vorreiter in Europa bei Innovationen in Stromnetzen

Im Bereich der Stromnetze zeigen sich die EU und Japan als Innovationsführer. Auf beide Regionen entfallen 22 Prozent aller netzbezogenen Patente zwischen 2011 und 2022. Die USA kommen hier auf 20 Prozent. Innerhalb Europas liegt die Schweiz mit einem Anteil von 5 Prozent auf Platz 2 der wichtigsten Herkunftsländer von Patentanmeldungen für Stromnetztechnologien, hinter Deutschland (11 Prozent) und vor Frankreich (4 Prozent), Grossbritannien (2 Prozent) und Italien (1 Prozent). Inzwischen hat sich China als die am schnellsten wachsende Region für stromnetzbezogene Patente erwiesen. Der Anteil Chinas der pro Jahr neuveröffentlichten IPFs stieg von 7 Prozent aller neuen IPFs 2013 auf 25 Prozent 2022 und überholte damit die EU. Damit stieg China in 2022 zum ersten Mal zur führenden Patentregion in diesem technologischen Bereich auf.

Die Analyse der geografischen Herkunft der Anmelder von IPFs im Zeitraum von 2011 bis 2022 belegt die Vorreiterrolle europäischer Wettbewerber bei physischen Stromnetztechnologien. Im Segment Übertragung und Verteilung erreicht der kombinierte Anteil der IPF aus den 27 EU-Mitgliedstaaten und anderen europäischen Ländern sogar 46 Prozent, wobei die Schweiz 19,4 Prozent beisteuert.

Start-ups als Schlüsselfaktor für Innovationen

Darüber hinaus zeigt die Studie, dass auch Hochschulen, Forschungsinstitute und kleinere Unternehmen eine wichtige Rolle bei den Innovationen im Bereich der Stromnetze spielen. Die meisten Start-ups im Bereich der Netztechnologie haben ihren Sitz in Europa und den USA. 37 Prozent von ihnen haben bereits ein Patent angemeldet, was deutlich über dem Durchschnitt von 6 Prozent für europäische Start-ups liegt und auf ein grosses Potenzial für die Gewinnung von Risikokapital schliessen lässt.

epo.org