Welcher Politik-Mix führt in eine saubere Energiezukunft?
Was braucht es, damit sich möglichst viele Schweizer Haushalte neben einer Solaranlage auch einen eigenen Stromspeicher in Form einer Batterie, eine Wärmepumpe und ein Elektroauto anschaffen? Dieser Frage sind Forschende der Universitäten Basel und Genf nachgegangen.
Schweizer Haushalte könnten viel zur Energiewende beitragen, wenn sie umweltfreundliche Technologien wie Solaranlage, Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen nutzen würden. Welche politischen Massnahmen es bräuchte, um dieses Potenzial auszuschöpfen, haben Forschende an der Universität Basel untersucht.
Gemeinsam mit Forschenden der Universität Genf befragte das Team zunächst 1500 Schweizer Haushalte, aus welchen Gründen sie sich für oder gegen umweltfreundliche Technologien entscheiden. Anschliessend liessen sie die Daten in ein dynamisches Modell einfliessen, das die Haushalte und deren Zusammenspiel als Gemeinschaft von Entscheidungsträgern repräsentiert. Dadurch konnte getestet werden, welche politischen Massnahmen die Bedürfnisse der Haushalte am besten treffen und die Verbreitung dieser Technologien unterstützen würden.
Einzelne Anreize wirken zu wenig
Die Anschaffung umweltfreundlicher Technologien wie Elektroautos werde zwar durch den Wettbewerb unter den Herstellern mit der Zeit günstiger und attraktiver, sagen die Studienleiter. Dennoch brauche es politische Massnahmen, damit sich Solaranlagen, Wärmepumpen und Co schneller verbreiten. Nicht einzelne Anreize, sondern die richtige Mischung politischer Massnahmen sei entscheidend, so das Fazit der Studie.
Subventionen für Solaranlagen oder Wärmepumpen beispielsweise seien nur ein Puzzlestein. Wichtig wäre auch, die Hürden für Mieter abzubauen, diese Technologien zu nutzen. Bisher müssten die Hauseigentümer investieren, aber die Mieter profitieren von reduzierten Energiekosten. Die Investition lohne sich für die Eigentümer daher wenig.
Riesiges ungenutztes Potenzial
Am Beispiel von Solaranlagen sieht man, wie sich derlei Hürden für Mieter durch staatliche Interventionen abbauen lassen: Seit einigen Jahren haben Mieter das Recht, Solaranlagen an ihrem Balkon zu installieren. Auch für Wärmepumpen oder Stromspeicher wären künftig Lösungen denkbar, die politisch gefördert werden könnten – etwa in Form von Nachbarschaftsbatterien, die von mehreren Häusern oder ganzen Quartieren gemeinsam mit Solarstrom gespeist und als Stromquelle genutzt werden.
«Fast zwei Drittel der Schweizer Haushalte wohnen zur Miete. Da steckt ein riesiges ungenutztes Potenzial, über das sich ein grosser Schritt Richtung Energiewende machen liesse», sagt Prof. Dr. Ulf Hahnel, Universität Basel. Interdisziplinäre Forschung, die nicht nur technologische Entwicklungen, sondern auch die unterschiedlichen Präferenzen von Konsumenten berücksichtigt, könne Wege für gezielte Förderungspakete und -strukturen identifizieren. «Wir müssen verschiedene Disziplinen und deren Methoden miteinander verknüpfen, um komplexe und vielschichtige Herausforderungen wie den Klimawandel und die Energiewende zu bewältigen», hebt Hahnel hervor.