Keine Hindernisse beim Lade-Ausbau

Elektroautos schlägt noch immer Skepsis entgegen. In der Schweiz steigen die Verkäufe nur noch leicht. Vor allem Liegenschaftsbesitzer sind zögerlich, wenn es um den Ausbau der nötigen Ladeinfrastruktur geht – trotz technischer Innovation und grosser Nachfrage seitens der Mieterschaft.

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Quelle: Zaptec

Die Elektromobilität wächst weiter, wenn auch weniger stark als erwartet: 2023 hatte jedes dritte Neufahrzeug in der Schweiz einen Stecker. 21 Prozent davon machten reine Elektroautos aus, der Rest entfiel auf Hybridfahrzeuge. Die Entschleunigung spiegelt sich in einer Zunahme von lediglich 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auch im ersten Quartal 2024 wider. Zugleich wachsen die Herausforderungen: Jene Autofahrer, die ein Elektrofahrzeug wollten, haben es mittlerweile angeschafft, und den Unschlüssigen fehlen wichtige Voraussetzungen wie ein privater Zugang zu Ladeinfrastruktur.

Ein «Recht auf Laden», wie es zum Beispiel in Norwegen implementiert ist, gibt es in der Schweiz (noch) nicht. Dabei ist der Bedarf an hauseigenen Ladestationen gross, wie auch Roland Steiner, Leiter Nachhaltigkeit, Livit AG Real Estate Management, feststellt: «Wir sehen insbesondere bei städtisch gelegenen Liegenschaften eine Nachfrage. Manchmal werden im Jahr der Erstinstallation bereits zusätzliche Ladestationen ergänzt.» Livit unterstützt den Ausbau von Elektromobilität mit der Installation von Ladestationen in ihren Liegenschaften und weiss, worauf es zu achten gilt.

Nachhaltige Lösungen erfordern Skalierbarkeit

Gerade bei grösseren Investitionen wie dem Aufbau einer Ladeinfrastruktur ist Kosteneffizienz für Immobilienbesitzer ein Schlüsselkriterium. Mittel- und langfristig hilft es, wenn die Infrastruktur einfach skalierbar ist, wenn der Bedarf steigt. Rückplatten, die initial günstig vorinstalliert werden, erleichtern die spätere Montage zusätzlicher Ladepunkte enorm. Sie funktionieren wie eine Dockingstation, auf die eine Ladestation nachträglich und ohne Elektroinstallationsarbeiten aufgesetzt werden kann. Immobilienbesitzer können beispielsweise in der Garage ein Kabel über die ganze Breite der Wand ziehen und bereits bis zu zwanzig Parkplätze mit den Rückplatten vorbereiten. Je nach Bedarf wird die entsprechende Anzahl Ladestationen dann später bedarfsgerecht angedockt. Genauso geht Livit vor, um immer nur so viele Ladestationen zu kaufen, wie gerade erforderlich sind. «Die kostengünstige Vorinstallation mit Rückplatten war ein wesentlicher Vorteil, indem Planbarkeit mit optimaler Budgetkontrolle einhergeht», so Roland Steiner.

Mit intelligenten Systemen kann auch die Nutzerverwaltung und -abrechnung skaliert werden, um die Investitionen in Ladeinfrastruktur zu amortisieren bzw. monetarisieren. Ein Element davon ist die bidirektionale Kommunikation zwischen Elektroauto und Ladestation gemäss dem ISO-Standard 15118. Im Use Case «Plug and Charge» ermöglicht der Standard, dass man sein Fahrzeug einsteckt und die Ladestation bzw. das übergeordnete Abrechnungssystem es automatisch erkennt. Die Identifikation per Badge oder App entfällt und der Vorgang wird für Nutzer und Betreiber effizienter. Was heute schon mit Tesla-Superchargern funktioniert, wird in Zukunft hersteller­unabhängig möglich sein.

Ein weiterer Faktor für leichte Skalierbarkeit ist die Messgenauigkeit. Die Messmittelverordnung des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD) fordert, dass Ladestationen für Dauerkunden, wie beispielsweise Mieter, MID-zertifiziert sein müssen, wenn über den verbauten Zähler Energie abgerechnet wird. Für die Zertifizierung muss der Zähler die wesentlichen Anforderungen an Fehlergrenzen, den Schutz vor Verfälschung, Einfluss von Störgrössen etc. einhalten und somit die zur Verrechnung nötige Messsicherheit aufweisen. Die Zertifizierung setzt einen Qualitäts- und Sicherheitsstandard und bietet mehr Transparenz.

Lastmanagement-Software für intelligente Energieverteilung

Wer mehrere Ladestationen betreibt, muss gut mit der verfügbaren Energie haushalten, um die Hausanschlüsse nicht zu überlasten. Netzanschlussverstärkungen, deren Kosten und Aufwand viele Liegenschaftsbesitzer ungern auf sich nehmen, sind in den wenigsten Fällen nötig. Oft reichen Ladelösungen mit dynamischem Phasenausgleich für ein Lastmanagement über beliebig viele Ladestationen oder Stromkreise hinweg. Am Amag-Hauptsitz in Cham werden über 160 Ladestationen, die über mehr als 20 Stromkreise verteilt sind, so gemanagt, was die Leistungsfähigkeit dieser Lösung belegt. Der Phasenausgleich vermeidet Asymmetrien beim Hausanschluss und holt das Maximum aus den Leitungskapazitäten heraus.

Die nächste Generation von Ladestationen wird bereits in der Lage sein, den Ladezustand eines Fahrzeugs zu erkennen. Wenn die Ladestation dank bidirektionaler Kommunikation Informationen darüber erhält, wie viel Energie das Fahrzeug noch hat und wann es voraussichtlich losfahren wird, kann sie den Ladevorgang optimal planen und auf den günstigsten Stromtarif abstimmen. Das ermöglicht nicht nur eine effizientere Nutzung der verfügbaren Energie, sondern kann das Stromnetz sogar entlasten. Bei der Vehicle-to-Grid-Technologie kann das Elektrofahrzeug überschüssige Energie zurück ins Netz einspeisen. Dadurch entsteht grosser Mehrwert, da die Ladestation nicht nur als Energiequelle für das Fahrzeug dient, sondern auch als flexibler Energiespeicher und -verteiler agieren kann. Zukünftig könnten wir also nicht nur unsere Fahrzeuge aufladen, sondern auch aktiv zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen.

E-Mobilität wird mit diesen Entwicklungen und Lösungen um einige Nutzenargumente bereichert. Ihre Zukunft steht und fällt allerdings mit einem nutzerfreundlichen und ausgebauten Ökosystem an Infrastrukturen, zu denen nicht zuletzt die Ladestationen zu Hause und am Arbeitsplatz gehören.

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