Der Schlüssel zu gutem Licht

Es geht um gutes Licht – Teil 2: Nachdem im ersten Teil das Verbot von Leuchtstofflampen und das grundsätzliche Vorgehen zur Modernisierung von Beleuchtungsanlagen behandelt wurden, widmet sich dieser Teil nun den fünf verschiedenen Sanierungsmassnahmen. Welche Massnahme gewählt wird, hängt von vielen individuellen Faktoren ab und muss für jedes Projekt spezifisch entschieden werden.

Regent
Quelle: Regent

Grundsätzlich geht es immer um gutes Licht. Ziel jeder Sanierungsmassnahme sollte es sein, die aktuelle Beleuchtungsqualität zu verbessern, aber zumindest zu erhalten. Im Rahmen einer Bestandsanalyse können die Anforderungen an die Beleuchtung überprüft und eventuelle Mängel behoben werden. So können nach der Sanierung der visuelle Komfort sowie das Wohlbefinden der Nutzer gesteigert und gleichzeitig die Betriebskosten gesenkt werden.

Im Folgenden werden die üblichen fünf Sanierungsmassnahmen beschrieben. Die umfassende Erneuerung stellt dabei die aufwendigste Option dar. Die anderen Massnahmen können daher auch als eine vorgelagerte Zwischenmassnahme verstanden werden, um Zeit für die nachhaltige Planung zu gewinnen.

1. Reserve an Leuchtstofflampen anlegen

Die einfachste und kurzfristigste Lösung besteht darin, vor dem endgültigen Auslaufen der Leuchtstofflampen (mit 26 mm Durchmesser) am 31. August 2025 eine Reserve dieser Leuchtmittel anzulegen. Dies kann insbesondere dann sinnvoll sein, wenn der Betreiber nicht sofort eine umfassende Sanierung in Angriff nehmen kann oder kurzfristig Handlungsbedarf besteht – beispielsweise bei häufigen Lampenausfällen. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass diese Massnahme keinerlei Energieeinsparungen mit sich bringt, da weiterhin ineffiziente Leuchtstofflampen eingesetzt werden. Bei älteren Anlagen sind insbesondere Kunststoffbauteile wie Fassungen oder Abdeckungen auf Materialermüdung zu prüfen. Bei porösen Bauteilen, die die Isolation betreffen, ist ein kompletter Austausch notwendig. Anpassungen bei der Steuerung der Beleuchtung sind in diesem Fall kaum lohnend und sollten gut überdacht werden.

2. Retrofit – 1:1 Austausch der Leuchtmittel auf LED-Basis

Ein scheinbar einfacher und weitverbreiteter Ansatz besteht darin, die alten Leuchtstofflampen durch LED-Retrofit-Röhren auszutauschen. Diese Lösung bringt eine erste Reduktion des Stromverbrauchs mit sich, doch wie so oft steckt der Teufel im Detail. Der Überblick über das gesamte Produktangebot stellt eine Herausforderung dar. Wichtig ist, die genaue Ausgangslage zu analysieren, insbesondere die Eigenschaften der bestehenden Leuchtstofflampen. Neben der Länge und Wattzahl ist der Lichtstrom entscheidend. So hat beispielsweise die T26-Leuchtstofflampe mit 58 W einen Lichtstrom von 5200 lm. Viele der auf dem Markt verfügbaren LED-Retrofit-Röhren geben jedoch lediglich zwischen 2000 und 3900 lm ab, was zu einer deutlichen Reduktion der Beleuchtungsstärke führen kann. Hinzu kommt, dass Leuchtstofflampen ihr Licht in alle Richtungen (360°) abstrahlen, während LED-Retrofits in einem engeren Winkel von 160 bis 270° abstrahlen.

Dies kann die Lichtverteilung und Raumwirkung beeinflussen und in anspruchsvollen Anwendungen, wie etwa Büros, zu unerwünschten Blendungen führen. Der Schutz vor Blendung ist ein wichtiges Qualitätskriterium, welches nach der Norm SN EN 12464-1 eingehalten werden muss. Darüber hinaus muss auch die Kompatibilität der LED-Retrofits mit den bestehenden Vorschaltgeräten geprüft werden. Einige LED-Röhren sind für konventionelle Vorschaltgeräte (KVG) oder verlustarme Vorschaltgeräte (VVG) geeignet, andere für elektronische Vorschaltgeräte (EVG). Retrofit-Varianten, die dimmbar sind, sind seltener. Ausserdem verbleibt das alte Vorschaltgerät in der Leuchte, was zu mehr Ausfällen führen kann, da es nun unter anderen Betriebsbedingungen arbeitet. Bei einigen Produkten muss das Vorschaltgerät überbrückt oder entfernt werden, wobei unbedingt auf die Konformität der Umrüstung geachtet werden muss. Nicht alle Retrofit-Typen sind in der Schweiz zugelassen, und die Person, die die Veränderung vornimmt, übernimmt die Haftung (siehe Kasten Konformität).

Lichtkollektiv
Abstrahlcharakteristik von einer Leuchtstofflampe und von LED-Retrofits.
Quelle: Lichtkollektiv

3. Upgrade – Leuchten-Umbau auf LED

Eine beliebte Alternative, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, ist der Umbau bestehender Leuchten auf LED-Technologie mittels spezieller Umbau-Kits. Viele Hersteller bieten für ihre erfolgreichsten Leuchten solche Kits an, die den Umbau erleichtern und die notwendigen Unterlagen, wie etwa eine Umbauanleitung, lichttechnische Daten und eine Konformitätserklärung, mitliefern. Sollte der Originalhersteller nicht mehr existieren oder keine Kits anbieten, können universelle Umbau-Kits verwendet werden, die ebenfalls eine Konformitätserklärung enthalten. Bei Verwendung von Standard-Umrüst-Kits sollte der Umbau jedoch nur von qualifizierten Firmen durchgeführt werden, die die Leuchten auch entsprechend neu kennzeichnen und die Verantwortung für die Konformität der gesamten Leuchte übernehmen.

Diese Massnahme ist besonders für Leuchten mit langlebigen und hochwertigen Materialien interessant. Der Umbau ist nicht nur ressourcenschonend, sondern kann auch die Möglichkeit bieten, die Lichtsteuerung anzupassen und den Energieverbrauch zu senken. Dabei sollte jedoch stets die Wirtschaftlichkeit des Umbaus geprüft beziehungsweise mit dem Nachhaltigkeitsanspruch abgewogen werden. Bei vielen Projekten empfiehlt es sich, einen Lichtplaner hinzuzuziehen, der alle lichttechnischen und elektrischen Aspekte im Blick behält. Hochwertige Umbauten verlängern die Lebensdauer der Anlage und können die Anforderungen an eine moderne Lichtsteuerung erfüllen.

4. 1:1-Austausch der Leuchten auf LED-Basis

Der vollständige Austausch alter Leuchten gegen neue LED-Leuchten ist eine schnelle und unkomplizierte Lösung. Dabei können bestehende Montagepunkte, Einbauöffnungen und Leitungsauslässe weitergenutzt werden. Mit der neuen Leuchte erhält der Betreiber die neueste Technologie, und Konformitätsfragen sind automatisch gelöst. Oft wird hierbei jedoch zu Leuchten mit «etwas mehr» Lichtstrom gegriffen, um sicherzustellen, dass es nach dem Austausch nicht dunkler wird. Dies führt jedoch häufig zu Überbeleuchtung, da moderne LED-Leuchten oft deutlich mehr Licht abgeben als die alten Leuchtstofflampen.

Diese Tendenz zur Überbeleuchtung wird in der Praxis zunehmend beobachtet: Bereiche, die ursprünglich mit 300 lx beleuchtet wurden, weisen nach einem 1:1-Austausch plötzlich Beleuchtungsstärken von 600 lx oder mehr auf. Zwar sinkt der Energieverbrauch, doch das Potenzial für weitere Einsparungen wird nicht ausgeschöpft. Um dies zu vermeiden, sollte stets eine Lichtberechnung durchgeführt werden, bevor die Leuchten ausgetauscht werden. Eine solche Berechnung kann mithilfe von Softwaretools erfolgen. Aus dieser können neben der Beleuchtungsstärke weitere Kriterien wie zum Beispiel Blendbegrenzung, Gleichmässigkeit, Lichtverteilung im Raum etc. beurteilt werden. Die Vorteile einer modernen Lichtsteuerung können mit dieser Massnahme auf einfache Art genutzt werden.

5. Vollständige Erneuerung der Beleuchtungsanlage

Die umfassendste, aber auch zukunftssicherste Option ist die vollständige Erneuerung der Beleuchtungsanlage. Diese Massnahme erfordert die höchsten Investitionen, sowohl in die Planung als auch in das Material, bietet jedoch langfristig den grössten Mehrwert. Eine Neuplanung ermöglicht es, die Beleuchtungsqualität, den Nutzerkomfort und die Energieeffizienz erheblich zu steigern. Moderne Beleuchtungslösungen sind grundsätzlich steuerbar, was es ermöglicht, die Vorteile der LED-Technologie voll auszuschöpfen.

Nicht nur die visuellen Wirkungen des Lichts können gesteigert werden, sondern auch die nichtvisuellen Wirkungen, wie die Berücksichtigung des circadianen Einflusses auf den Menschen. Nicht zuletzt ist Licht eine hochwirksame Einflussgrösse auf unser Wohlbefinden. So können ganz neue Stimmungen im Arbeitsumfeld mit LED-Leuchtensystemen gestaltet werden.

Darüber hinaus liefern moderne Leuchten durch integrierte Sensoren wertvolle Daten für das Gebäudemanagement und ermöglichen eine flexible Anpassung an die Raumnutzung. So kann eine umfassende Sanierung nicht nur zu einer energieeffizienten, sondern auch zu einer zukunftsweisenden und nachhaltigen Beleuchtungslösung führen – bis zur nächsten Beleuchtungssanierung in 10 bis 25 Jahren.

lichtkollektiv.ch

Konformität

Vertiefte Informationen zum Umbau bestehender Leuchten sind in der SNG 491000-3051 zu finden. Besondere Beachtung gilt dem Abschnitt «Prüfung der Leuchte», denn hier ist der Umrüster in der Verantwortung, was die Konformität angeht. «Wer eine Leuchte umbaut, wird dadurch selbst zum Hersteller des Erzeugnisses und muss dieses prüfen, eine Konformitätserklärung ausstellen und sein eigenes Typenschild anbringen.»