Knacknüsse bei der PV-Installation

Photovoltaik-Anlagen erleben einen regelrechten Boom. In der Schweiz wurden gemäss Bundesamt für Energie (BFE) im Jahr 2022 sage und schreibe 187400 neue Anlagen ans Netz geschlossen. Wo gehobelt wird, fallen bekanntlich auch Späne. Mängel, welche Installateure ausbremsen und für Ärger sorgen, sind bereits zur Regel geworden. Das muss nicht sein.

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Das Installieren von Photovoltaik-Anlagen kann Installateure stark fordern und es lauern oftmals Stolperfallen. Die Zusammenarbeit im Team und der funktionierende Informationsfluss sind dabei das A und O, nur so können Projekte erfolgreich abgeschlossen werden. Nachfolgend die fünf häufigsten Fehler bei der Solaranlagen-Installation aus der Praxis mit konkreten Verbesserungsvorschlägen gelöst.

Schnittstellen klären

Gerade bei grösseren Projekten kann es für einen Installateur, sei dies auf der AC- oder DC-Seite der PV-Anlage, schnell unübersichtlich werden. Welche Arbeiten werden durch wen genau durchgeführt und erledigt? Umso wichtiger vor Arbeitsantritt ist es daher, genau abzuklären, welche Anlagenteile zu installieren sind und wer für die Beschaffung der Komponenten verantwortlich ist.

--> Sofortmassnahme: Erstellen einer Vorlage im Betrieb für die klare Auftragserteilung. Zum Beispiel eine Standart-Checkliste, die angepasst werden kann auf den aktuellen Auftrag.

Materialwechsel während Bauphase

Die Beschaffung von Installationsmaterial kann sich teils als Herausforderung darstellen. Verschobene oder unbestimmte Liefertermine sowie Abkündigungen von bestellten Geräten sind keine Seltenheit. Um die Kundschaft dennoch zufriedenzustellen, wird rasch auf ein anderes Produkt ausgewichen. Dies kann ein Wechselrichter, ein Batteriespeicher oder sogar eine neue Wallbox sein. Auf der Baustelle wird aber bei der Installation bemerkt, dass die Planunterlagen mit dem angelieferten Material nicht übereinstimmen. Sofort herrscht Verwirrung. Nach etlichen Telefonaten sind alle Anpassungen mitgeteilt und es kann weitergearbeitet werden. Eine halbe Stunde produktive Arbeitszeit ist dennoch verstrichen. Doch wie können diese haarsträubenden Situationen beseitigt werden?

--> Ausführungspläne für Monteure stets auf aktuell halten.

--> Anpassungen sofort mitteilen. Bei unbekannten Gerätschaften sicherstellen, dass die Installationsanleitungen vollständig sind und dem Team ausreichend Zeit zur Verfügung gestellt wird.

Anlagendokumentation

Einhergehend mit dem vorherigen Punkt, dem Materialwechsel, werden häufig angepasste Auslegungen auf dem Dach oder einem Wechsel eines Modulherstellers nicht in den Revisionsunterlagen angepasst.

--> Die Dokumentation der Anlage bei Anpassungen immer revidieren. Leerläufe bei der Abnahmekontrolle vermeiden. Jeder möchte im Service eine Anlage antreffen, bei der eine saubere Dokumentation vorliegt.

Wechselrichter-Auslegung

Ein Fall direkt aus dem Praxis-Alltag: Bei den Messungen der DC-Leitungen wird festgestellt, dass eine Spannung von über 1000 V vom Dach kommt. Der Wechselrichter ist im Betrieb, schaltet sich jedoch selbst im Sommer erst am späteren Morgen zu, obwohl bereits Sonne auf die Modulflächen scheint. Der Installateur macht an der abgeschalteten Anlage auf der DC-Seite eine Messung und beim Auftrennen einer parallel geschalteten DC-String-Leitung entsteht ein Lichtbogen.

Was ist passiert? Hier muss sich bei der Auslegung des Wechselrichters ein fataler Fehler eingeschlichen haben. Wenn die Spannung der DC-Strings nicht im Arbeitsbereich des Wechselrichters liegt, wird dieser nicht optimal oder gar nicht arbeiten können. Im schlimmsten Fall liegt eine Überspannung am Wechselrichter an. Dass dieser dabei einen Schaden davontragen wird, muss in Fachkreisen nicht erwähnt werden. Während beispielsweise ein Huawei Wechselrichter bei 1100 V das Zeitliche segnet, ist bei vielen anderen Herstellern bei 1000 V Schluss. Ein Arbeitsbereich beginnt meist bei 200 V, teils höher. Den höchsten Wirkungsgrad erzielen die meisten Wechselrichter bei 600 V. Hier gilt es stets die Situation nach Wechselrichter zu beurteilen. Eine korrekte Auslegung der DC-Strings ist somit zentral für einen optimalen Betrieb der Fotovoltaikanlage. Nicht zu wenige Module, jedoch auch nicht zu viele im String.

Bei diesem beschriebenen Fall wird der ein oder andere Solar-Profi eine Vermutung haben, weshalb der Lichtbogen entstanden ist. Korrekt, die parallel angeschlossenen zwei Strings haben eine unterschiedlich grosse Anzahl an Modulen. Somit wird der eine String als Generator funktionieren, während der zweite der Verbraucher ist. Es fliesst konstant ein Strom durch die DC-Leitung von einem String in den anderen. Die Anlage kann nicht optimal betrieben werden und ist im abgeschalteten Zustand immer noch eine Gefahr, aufgrund des Stromflusses.

--> Sofortmassnahme: Zur Auslegung der DC-Installation sind stets die von den Herstellern herausgegebenen Tools anzuwenden. Alternativ haben gewisse Grossisten deren Hilfsmittel, um Falschauslegungen zu vermeiden. Ein Beispiel hier sei das «Solarmarkt Pro Tool».

Rückmeldung Verteilnetzbetreiber an Installateur

Die Anlage ist fertig gebaut. Bei der Zählermontage kommt der grosse Schreck. Der Wechselrichter benötigt einen Sperrschütz und muss mit dem RSE angesteuert werden können. Dem Installateur war dies nicht bewusst respektive wurde dies dem Projektleiter nicht mitgeteilt. Und schon ist man als Installateur erneut auf Platz, obwohl die Arbeit bereits «fertig» war.

Auch in diesem Szenario wurden nicht alle benötigten Informationen weitergeleitet. Gewisse Verteilnetzbetreiber verlangen einen «harten» Abwurf der Wechselrichter. In einem Fall des Energieüberschusses im Verteilnetz kommt es zu einer regionalen Abschaltung der Energieerzeugungsanlagen (EEAs).

--> Sofortmassnahme: Rückmeldungen auf Installationsanzeigen und technische Anschlussgesuche dem Montagepersonal weitergeben. Solche Informationen gehören in einen schriftlichen Arbeitsauftrag.

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Bei der Auslegung des Wechselrichters ist Köpfchen angesagt. Wenn die
Spannung der DC-Strings nicht im Arbeitsbereich des Wechselrichters liegt, wird dieser nicht optimal oder gar nicht arbeiten können.
Quelle: Himmelberger